Das moderne Studium muss die individuelle Situation des Einzelnen berücksichtigen und fördern. Damit muss sichergestellt werden, dass jeder mit den gleichen Voraussetzungen ins Studium starten kann, der Zugang zur Bildung möglichst ohne Hürden erfolgt und die Finanzierung nicht am Geldbeutel der Eltern gemessen wird.
Unser Gesellschaftsbild ist ein freies und diverses: eine Gesellschaft, in der jedes Individuum sich frei entfalten kann. Wir streben nach Chancengerechtigkeit und einer mobilen Gesellschaft, in der alle eine gerechte Chance zum Aufstieg bekommen.
Wir setzen uns für Diversität an Hochschulen und Universitäten ein, um jede und jeden zum Aufstieg durch Bildung zu befähigen. Die Liberalen Hochschulgruppen Baden-Württemberg fordern Hochschulen frei von jeglicher Diskriminierung einzelner Studierender aufgrund von Geschlecht, Gender, Nationalität, Alter, sexueller Orientierung, Behinderung, ethnischer Zugehörigkeit oder Religion.
Hochschulen und Universitäten sollten zudem unterrepräsentierte Gruppen gemäß ihrer individuellen Bedürfnisse fördern, um eine vielfältigere Studierendenschaft zu erreichen. Dazu sollte jede Hochschule eigene Strategien und Ziele festlegen. Maßnahmen wie anonymisierte Bewerbungsverfahren der Hochschulverwaltung und Lehrstühle, die Einführung eines oder einer Antidiskriminierungsbeauftragten und spezielle Mentoringprogramme können hier nur ein Anfang sein.
Bildung ist ein Bürgerrecht. Die Liberalen Hochschulgruppen Baden-Württemberg bekennen sich dazu, dass jeder qualifizierte junge Mensch unabhängig von seiner persönlichen wirtschaftlichen Situation die Möglichkeit zu einem Studium haben muss. Die derzeitige Gestaltung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes ist jedoch ungenügend durchdacht, denn zu einem selbstbestimmten Studium und Leben in Freiheit gehört in erster Linie die eigene Unabhängigkeit. Ein Förderung nach BAföG, die jedoch vom Einkommen der Eltern bestimmt wird, unabhängig davon, in welcher familiären Konstellation sich der Betroffene befindet, ist dabei zutiefst ungerecht und wird von uns in aller Härte abgelehnt. Was wir brauchen, ist ein elternunabhängiges BAföG, damit jeder Studierende dazu befähigt wird, auf eigenen Beinen zu stehen. Das derzeitige BAföG-System muss dabei außerdem entbürokratisiert und radikal vereinfacht werden. Die bisherige Unterstützung zeichnet sich vor allem durch ausufernde Bürokratie und einen nicht länger hinzunehmenden, starken Eingriff in die Privatsphäre der Studierenden aus. Die durch die umfassende Berücksichtigung der persönlichen Daten entstehenden, langen Bearbeitungszeiten erschweren gerade Studienanfängern mit einem finanziell schwachen Hintergrund den Start an der Hochschule. Intelligente Online-Beantragungsverfahren dürfen kein Neuland sein, sondern müssen den Status Quo darstellen.
Der Zugang zu staatlichen Hochschulen muss grundsätzlich neu gedacht werden. Ein Numerus Clausus ist heute üblicherweise kein adäquates System für die Auswahl von Studierenden. Die Hochschulen als diejenigen Institutionen, welche die Kriterien für ein erfolgreiches Studium kennen, brauchen deutlich mehr Autonomie bei der Gestaltung des Auswahlverfahrens. Zulassungs- und Auswahlverfahren müssen dabei den Fokus von der reinen Durchschnittsnote aus dem Abitur auf individuelle fachliche Kompetenzen verlagern. Wir lehnen es dabei ab, dass für Auswahlverfahren Gebühren erhoben werden. Das Studium an staatlichen Hochschulen muss potentiell allen Menschen, unabhängig vom Elternhaus, offen stehen.
Gerade in Zeiten hochschulübergreifender Kooperationen wird von Studierenden eine hohe Mobilität verlangt. Daher fordern wir die Einführung eines landesweiten Semestertickets, das jeder Student optional erwerben kann. Diese Forderung schließt die Schaffung oder den Erhalt regionaler Angebote nicht aus.
Ganztägige Kinderbetreuung ist eine der zentralen Möglichkeiten für Universitäten, Studierende und Lehrpersonal mit Betreuungsverantwortung zu unterstützen. Dabei muss das Betreuungsangebot entsprechend konzipiert sein, dass es den kompletten universitären Arbeitstag, auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten, abdeckt. Eine solche Unterstützung kann essentiell für einen erfolgreichen und zeitgerechten Abschluss und die Ermöglichung einer wissenschaftlichen Karriere sein. Um diese zu ermöglichen, muss dieses Betreuungsangebot auch jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Verfügung stehen.
In den Universitäten unseres Landes darf niemand aufgrund individueller Handicaps oder einer chronischen Krankheit benachteiligt werden. Barrierefreiheit muss deshalb nicht nur im Kopf, sondern auch im Hörsaal Standard sein. Wir fordern daher die Schaffung von barrierefreien Hochschulgebäuden, den Einsatz technischer Hilfsmittel, digital verfügbare Lernmittel sowie flexiblere Studienzeiten und Prüfungsbedingungen.
Die Stipendienlandschaft in Deutschland ist stark ausbaufähig. Wir fordern den konsequenten Ausbau des Deutschlandstipendiums und die Förderung von öffentlich-privaten Joint Ventures im Stipendienangebot, da so beispielsweise Studierenden, die sich in der Gesellschaft einbringen, die Studienfinanzierung erleichtert wird. Auch die Landesgraduiertenförderung muss wieder neue Stipendiaten aufnehmen. Studiengangwechsel dürfen keinen Ausschluss von Stipendien und BAföG bedeuten, denn gerade Menschen mit vielen Talenten wechseln ihr Studienfach oftmals.
Ziel muss es sein, die besten Köpfe nach Baden-Württemberg zu holen. Eine Diskriminierung internationaler Studierender bei der Hochschulfinanzierung darf daher nicht stattfinden. Für Staatsangehörige eines Nicht-EU-Landes, die ihren Hochschulabschluss in Deutschland erworben haben, soll zudem die Mindestverdienstgrenze herabgesetzt werden. Hürden, die eine Integration in den deutschen Arbeitsmarkt erschweren, sind abzubauen. Es darf nicht sein, dass Staatsangehörige von Nicht-EU-Ländern ein höheres Gehalt vorweisen müssen als das Durchschnittsgehalt in ihrem Tätigkeitsbereich.
Geflüchteten sollte ein Hochschulstudium nach individuellen Zugangsvoraussetzungen grundsätzlich ermöglicht werden. Bildung fördert Integrationsanstrengungen und kulturelle Vielfalt. Unser Bundesland muss sich selbst erlauben, von Zuwanderung zu profitieren. In einer Zeit, in der auch unser Land einen Zustrom von Menschen aus anderen Kulturen erhält, brauchen wir Konzepte, um Integration als Chance begreifen zu können. Als weltoffenes Land muss Baden-Württemberg sich dieser Menschen annehmen und ihre Ausbildung fördern, damit sie einen Mehrwert in unserem Land entfalten können. Wir sehen daher den Zuzug von Geflüchteten als Bildungschance und setzen uns für die vermehrte Einrichtung von Stipendienprogrammen, insbesondere mit unternehmerischen Schwerpunkten, ein. Des Weiteren sollen Ausweise für Hochschulbibliotheken nach lokalen Gegebenheiten kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Studierende ist gerade in den Groß- und Universitätsstädten unseres Landes ein seit Jahrzehnten ungelöstes Problem. Studierende, die oftmals begrenzte finanzielle Mittel haben, profitieren jedoch nicht von einer Mietpreisbremse und weiteren bürokratischen Vorschriften, sondern brauchen mehr Angebot auf dem Wohnungsmarkt. Dies kann nur erreicht werden, indem die Umwandlung anderer Flächen in Wohnraum erleichtert und bürokratische Hürden im Wohnungsbau reduziert werden. Die Lösung des Problems kann nur in enger Zusammenarbeit mit den Studierendenwerken und privaten Trägern gelingen.
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