LHG-Seminar in Tübingen – Thema: Exzellenzinitiative

GruppenbildVon Freitag, 14. bis Sonntag, 16. August 2009 fand in Tübingen ein programmatisches Seminar des Landesverbands Liberaler Hochschulgruppen Baden-Württemberg und dem Bundesverband der LHG in Kooperation mit der Liberalen Hochschulgruppe Tübingen zum Thema “Exzellenzinitiative – Eine Untersuchung der Möglichkeiten für die Universitäten mit und ohne Exzellenzstatus nach Bekanntgabe der ersten Runden der Exzellenzinitiative” statt. Über Tübingen schrieb einst Friedrich Hölderlin: Wo den Lieblingen die Geister lauschen, spreche Freiheit den Tyrannen Hohn!“ Insofern ist wohl kaum eine süddeutsche Stadt besser zum Diskurs liberaler Ideen und Werte geeignet, als die schwäbische Studentenstadt.
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Zur Einstimmung der Teilnehmer fand am Freitag Abend das diesjährige traditionelle LHG-Grillen statt, bei dem an Fleisch und kulinarischen Spezialitäten nicht gespart wurde. Nach einem Vortrag von Michael Ungerer, der das Förderkonzept, den Vergabeprozess und den zukünftigen Plan der Exzellenzinitiative erklärte, stellten die Teilnehmer die Situation an ihrer Hochschule vor und kamen zu dem Schluss, dass für die Lehre durch die Exzellenzinitiative keine unmittelbare Verbesserung entsteht und dass für die Studenten eine große Differenz zwischen dem abstrakten Elitebegriff, mit dem sich die eine oder andere Universität schmücken darf und dem erlebten Alltag ergibt. Der einhellige Tenor war, dass eine solche Initiative unterstützenswert ist, sich die Förderung aber auch auf die Lehre auszuwirken hat.
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Neben der angeregten inhaltlichen Diskussionen konnten wir uns über ein gelungenes Treffen freuen. Und der Spaß blieb ja auch nicht ganz auf der Strecke, wie wir doch meinen wollen. Ein Wochenende in Tübingen ist halt nur halb so schön, wenn man nicht auch mit dem Stocherkahn fahren kann; dies stand nach einer Stadtführung mit Besichtigung der Altstadt und des Hölderlinturms auf dem Programm. Natürlich bekam auch jeder, der wollte, die Gelegenheit, selbst zu stochern, was mal mehr und mal weniger gut gelang.
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Danke für euer Engagement! Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr beim nächsten Seminar wieder mit dabei wärt!

Inhalte und Ergebnisse des Seminars

Seit der zweiten Runde der Exzellenzinitiative im Jahr 2007, finden wir in Deutschland eine stark veränderte Hochschullandschaft vor: Neun Universitäten bundesweit erhielten den Exzellenzstatus. Damit existieren in Deutschland zwei Klassen von Hochschulen, die mit und die ohne diesen Status.

In diesem Seminar galt es zu untersuchen, wie sich die Forschung und auch die Lehre an den Universitäten mit Exzellenzstatus verändert hat. Genauso galt es zu untersuchen, wie genau die Universitäten gefördert werden und welche Möglichkeiten sich andere Universitäten überlegt haben, um bei der geplanten dritten Runde im Jahr 2012 erfolgreich zu sein.

In einem ersten Vortrag wurden die drei Förderstränge der Exzellenzinitiative vorgestellt, welche sind:
1. Exzellenzcluster: Hier bilden sich Vernetzungen zwischen Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen, die sich einem für die Gesellschaft in Zukunft interessanten Thema annehmen und dieses genauer beleuchten.
2. Graduiertenschulen: Es wird in bestimmten Studienbereichen eine Promotionsausbildung angelegt, bei der die Doktoranden eine außerordentlich gute Forschungsumgebung vorfinden und die Arbeit der Doktoranden im Vordergrund steht.
3. Zukunftskonzepte: Hat eine Universität sowohl eine Graduiertenschule, als auch ein Exzellenzcluster genehmigt bekommen, können sie mit einem schlüssigen Zukunftskonzept eine Förderung erhalten, die es ihnen ermöglicht, Forschung in unterschiedlichen Bereichen zu fördern.

Anschließend wurde an einem Fallbeispiel der Universität Ulm aufgezeigt, wie eine Graduiertenschule ausgestaltet sein kann und welche besonderen Förderungen die Doktoranden erhalten. Es wurde deutlich, dass vor allem der Aufenthalt im Ausland, wie auch der Besuch von Kongressen im Vergleich zu einer konventionellen Promotion, außerordentlich gefördert werden und die Doktoranden damit ein sehr gutes Forschungsumfeld vorfinden.

Hiernach war es an den Teilnehmern, zu erläutern, wie sich an ihrer Universität das Umfeld seit der Förderung durch die Exzellenzinitiative verändert hat. Dabei stellte sich heraus, dass es im „normalen“ Studienbetrieb keine besonders starken Veränderungen auch an jenen Universitäten gab, welche nun Exzellenzstatus haben. Auch die Lehre scheint von der außerordentlichen Förderung kaum betroffen zu sein. An Universitäten, die in den ersten beiden Runden nicht berücksichtigt worden sind, zeigt sich die Tendenz, dass es Vorbereitungen gibt, welche auf eine Berücksichtigung in der dritten Runde abzielen. Nicht zuletzt bspw. auch an der Universität Stuttgart in Baden-Württemberg wurden diese Maßnahmen in Gestalt des sogenannten „Masterplans“ deutlich, der die Umwidmung von 27 Professuren bei den Geisteswissenschaften vorsieht.

In zwei Gruppen wurde anschließend diskutiert, ob die Exzellenzinitiative ihrem Ruf gerecht wird oder es bis zum aktuellen Zeitpunkt doch nicht die versprochene Verbesserung im Sinne der „Leuchttürme der Wissenschaft“ gibt.

Die Initiative wurde an sich positiv bewertet, jedoch zeigte sich, dass die Versuche, Standorte zu etablieren, die international voll mithalten können oder gar die Schaffung eines „deutschen Harvard“, mit der Exzellenzinitiative nicht zu erreichen sind. Hierfür müsste die Förderung deutlich aufgestockt werden.

Man kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Politik keine Mitsprache bei der Frage haben sollte, welche Universitäten gefördert werden sollen. Diese Kompetenz soll weiterhin, wie auch in der ersten Runde bereits vollzogen, bei einem externen ausländischen Expertengremium bleiben.

Ein weiterer Punkt stellt die Frage nach einer „exzellenten“ Lehre dar – dort, wo bereits exzellent geforscht wird, soll auch exzellent gelehrt werden, darin waren sich die Seminarteilnehmer einig.

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