Humboldt Reloaded – LHG fordert Hochschulreform

  • 05.10.2016

„Der wahre Zweck des Menschen – nicht der, welchen die wechselnde
Neigung, sondern welchen die ewig unveränderliche Vernunft ihm
vorschreibt – ist die höchste und proportionierlichste Bildung seiner
Kräfte zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit die erste, und
unerlässliche Bedingung.“ – Wilhelm von Humboldt: Ideen zu einem
Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen. Werke.
Band 1. 1792, S. 64.

Pünktlich zum Beginn des aktuellen Wintersemesters hat der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen (LHG) die Kampagne “Humboldt Reloaded” ins Leben
gerufen. Mit ihr fordern die Liberalen, die Hochschulen des 21. Jahrhunderts mithilfe des Humboldt’schen Bildungsideals zu reformieren.

Die Hochschulen haben im Laufe der vergangenen Jahre eine immerzu wachsende Einschränkung vonseiten des Staates erfahren. Damit entfernen sie sich immer weiter von den Idealen Wilhelm von Humboldts, der noch den Nutzen des Staates mit der Freiheit in Forschung und Lehre verbunden hatte.

„Wir als Liberale Hochschulgruppen verlangen daher, dass die Humboldt’schen Ideale wieder Teil der hochschulpolitischen Ausrichtung werden“, so Johannes Dallheimer, Vorsitzender des LHG-Bundesverbandes. „Deutschland benötigt Akademiker, die über mehr als nur reines Fachwissen verfügen. Ein moderner Staat im 21. Jahrhundert benötigt vor allem selbstständig denkende und eigenverantwortliche Bürger. Dies sah auch schon Wilhelm von Humboldt so, der der Überzeugung war, dass der Staat den größten Nutzen daraus ziehe, wenn seine Bürger zu selbstständigem Denken fähig seien.“

Aus diesem Grund fordern die Liberalen Hochschulgruppen:

• Mehr Freiheit in Forschung und Lehre: Ein selbstbestimmtes Studium der einzelnen Studierenden ist nur möglich, wenn die gesamte Hochschullandschaft freiheitlich orientiert ist und dabei eine breite Vielfalt bietet. Ziel ist ein vielseitiges Angebot an Hochschulen mit unterschiedlichen Profilen, Angeboten und methodischen sowie thematischen Schwerpunkten. Eine politische Einflussnahme auf die Inhalte von Forschung und Lehre darf nicht möglich sein. Daher setzt sich der LHG für die institutionelle, personelle und finanzielle Autonomie der Hochschulen ein.

• Studium generale & Interdisziplinarität: Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen fordert Hochschulen und Universitäten auf, ein Studium-Generale-Modell für alle Studenten anzubieten. Dies führt dazu, den Studierenden neben der fachlichen Bildung eine breite Allgemeinbildung zu ermöglichen.

• Mehr studentische Mitbestimmung: Es darf in der Hochschule der Zukunft kein Gremium geben, das studienrelevante Inhalte ohne Studierende beschließt. Die Sicht der Studierenden ist elementar für die Entwicklung von Studiengängen. Daher fordern wir die Einführung eines studentischen Vizepräsidenten an jeder Hochschule. Dieser soll sich vorrangig um das Gebiet ‚Studium und Lehre‘ kümmern und dort studentische Interessen vertreten.

• Forschung ab dem ersten Semester: Der LHG möchte besonders begabten Bachelorstudenten so früh wie möglich die Gelegenheit geben, sich im Bereich der Forschung zu engagieren. Dadurch können Talente bereits frühzeitig mit der Arbeit in der Forschung vertraut gemacht und Talente zielgerichtet gefördert werden.

„Das Humboldt’sche Bildungsideal droht in Vergessenheit zu geraten. Wir sehen es daher als unsere Aufgabe an, an Humboldts Thesen wieder anzuknüpfen und die verlorengegangen Grundzüge der freien Bildung zurückzuverlangen“, so Dallheimer abschließend.